Historische Aufnahme aus den 70er Jahren

Modellstadt der Moderne

Konzerne fordern Bauland

Um 1955

Mitte der 1950er Jahre, als die Not der Nachkriegsjahre gelindert ist, wird im Zuge des Wirtschaftswachstums in der Bundesrepublik der Bedarf an Büroflächen immer größer. In vielen Städten sind die Innenstadtbereiche für die großen Konzerne und Verwaltungen zu klein geworden. So auch in Hamburg. Unternehmen müssen zusätzliche Flächen für ihre Mitarbeiter anmieten. Innerstädtischer Wohnraum wird in Büroraum umgewandelt. Nicht selten unterhalten die Konzerne zehn bis 15 Zweigstellen. Die Wege sind lang, die Kommunikation ist schwierig. Unter diesen Voraussetzungen entscheiden sich viele Großkonzerne für den Neubau von Verwaltungsbauten und fordern von der Stadt geeignetes Bauland. Sollte ihnen dieses verwehrt werden, so drohen einige Konzerne, würden sie Hamburg verlassen. Die Bedeutung Hamburgs als wichtiger Dienstleistungsstandort steht auf dem Spiel.

Bild: Beengtes Arbeiten in der Innenstadt um 1955. © Hamburgisches Architekturarchiv

Die Idee einer „Zweiten City“

1957

Werner Hebebrand, 1952 bis 1965 Oberbaudirektor in Hamburg, kam die Idee einer „Zweiten City“ im Jahr 1956 auf einer Reise in die USA. Hier besuchte er unter anderem New York City. Die Stadt hatte bereits mit weitaus größeren Expansionsproblemen zu kämpfen. Fasziniert von der Erweiterung des Upper Manhattans rund um den Central Park, sucht der Oberbaudirektor nach einer vergleichbaren Ausweichmöglichkeit für die neue Geschäftsstadt in Hamburg. Er möchte um jeden Preis die Hamburger Innenstadt erhalten. Im Januar 1957 weiht Hebebrand zunächst nur wenige Menschen aus seinem engen Umkreis in seine Idee ein.

Bild: Werner Hebebrand (Mitte) mit Paul Nevermann (links) und Albert Vietor (rechts). © Hamburgisches Architekturarchiv

Das ideale Areal

1959

Auf der Suche nach einer geeigneten Fläche für die neuen Verwaltungsbauten fällt der Blick auf ein 117 Hektar großes, nördlich des Stadtparks gelegenes Areal. Werner Hebebrand zeigt sich schon 1958 von dieser Lage begeistert. Das Areal gehört zu der Zeit der Stadt und beherbergt 4.300 Menschen in 1.250 Behelfsheimen und 1.850 Kleingärten. Nach zähen Verhandlungen werden für diese Menschen Ersatzwohnraum zu tragbaren Mieten und neue Kleingärten geschaffen. Am 14. August 1959 stellen Werner Hebebrand und Bausenator Paul Nevermann die Pläne für eine neue Geschäftsstadt dem Hamburger Senat vor. Unter dem Vorsitz von Bürgermeister Max Brauer kommt es zur sofortigen Beschlussfassung. Die City Nord wird gebaut!

Bild: Die Karte aus den 1950er Jahren zeigt das Kleingartengelände auf dem Areal der zukünftigen City Nord. Die Stadtautobahn ist per Hand eingezeichnet. © Archiv GIG City Nord GmbH

Der Aufbauplan

1960

Am 16. Dezember 1960 erhebt die Hamburger Bürgerschaft den Aufbauplan 1960 zum Gesetz. Er ersetzt den alten Aufbauplan vom 20. Juli 1950. Herausragender Bestandteil ist das Projekt City Nord. Maßgeblich an den Planungen zur City Nord, die in dem Bebauungsplan „D 100“ festgehalten werden, wirken unter Werner Hebebrand mit: Christian Farenholtz, Gerhard Dreier und Hans Dieter Luckhardt.

Bild: Der Aufbauplan von 1960. © Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt

Der Durchführungsplan „D 100“

1961

Der „D 100“ legt den Rahmen für die Bebauung der City Nord fest und definiert die Grundstücksgestaltung, Struktur und Funktion. Innerhalb der Rahmenbedingungen, die unter anderem die Bebauungsdichte, -höhe und die Anzahl von PKW-Stellplätzen beschreiben, wird den Bauherren bei der Planung ihrer Häuser Gestaltungsfreiheit entsprechend ihrer Bedürfnisse gewährt. Allerdings ist die Durchführung von Architekturwettbewerben vorgeschrieben, um Qualität zu gewährleisten. Der Plan wird am 19. Juni 1961 verabschiedet.

Bild: Der „D 100“. © Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt

1. Bauabschnitt

1964 - 1971

Der Startschuss für den Bau der City Nord fällt im Osten. Im April 1963 finden die ersten Wettbewerbe statt. Mit dem Jahr 1964 nimmt die City Nord langsam Gestalt an. Die ersten elf Unternehmen, darunter die städtischen Unternehmen Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW), die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), die Landesversicherungsanstalt (LVA) und die Landesbank Hamburg realisieren ihre neuen Verwaltungsbauten. Weitere große Unternehmen sind Exxon Mobil und BP.

Bild: Luftaufnahme aus dem Jahr 1970. © Hamburgisches Architekturarchiv

Die „Mitte“

1968-1981

Für das zunächst groß angelegte Ziel, in der Mitte der City Nord ein überregionales Versorgungszentrum zu schaffen, das in der späteren Planung auf eine regionale Versorgung für die Mitarbeiter herabgestuft wird, finden sich in der Entstehungszeit der City Nord weder ein konkretes Konzept noch Investoren. Nach mehreren Anläufen wird für diesen Bereich eine Rahmenplanung erarbeitet. Ein Architektenwettbewerb findet aufgrund der Zusammenführung verschiedenster Einrichtungen nicht statt. Als erste Bauten entstehen südlich das Esso Motor Hotel (1968-1969), das BP-Parkhaus (1969), das Postamt (1970-1974), weiterhin Büroflächen, wenige Wohnungen und Läden des Deutschen Rings und der Investoren Eberhardt & Kruse sowie Helmut und Hannelore Greve (1968-1972). Der nördliche Bereich, der fast ausschließlich dem Unternehmen Prof. Dr. Greve gehört, wird 1980 fertiggestellt.

Bild: Das Zentrum um 1980. © Hamburgisches Architekturarchiv

2. Bauabschnitt

1971-1977

Der Bau der City Nord boomt. Schon im September 1965 sind sieben der insgesamt zehn Grundstücke, die für den zweiten Bauabschnitt im Westen vorgesehen sind, verkauft. Hier bauen nun die Oberpostdirektion, die Treuarbeit, Edeka, Hamburg-Mannheimer Versicherung, Shell und Texaco. Der Fußgängerverkehr wird vom Autoverkehr getrennt. Die Fußgänger bewegen sich auf einer erhöhten Ebene über Plattformen und Brücken. Unter den Plattformen befinden sich die Garagengeschosse der Unternehmen.

Bild: Luftaufnahme der westlichen City Nord 1974. © ERGO Group

Anbindung an den Schienenverkehr

1974

Die Pläne für eine neue U-Bahnlinie, die Linie U4, standen bereits in den fünfziger Jahren zur Diskussion. Sie sollte die Querspange zwischen dem Hamburger Osten und Westen bilden - zwischen Bramfeld und Altona – und auch die City Nord im nördlichen und süd-westlichen Bereich anbinden. In den siebziger Jahren erhält die City Nord mit dem U-Bahnhof Sengelmannstraße die Anbindung an die U1. Bis heute ist an der Haltestelle das leere, nördliche Bahngleis zu sehen – ein Zeugnis der nicht realisierten Linie U4. Schuld ist die Finanzpolitik, die 1974 zu einer Regierungskrise und darauffolgend zu Neuwahlen führt. Der neu gewählte sozialliberale Senat unter dem neuen Bürgermeister Hans-Ulrich Klose beschließt ein umfangreiches Sparprogramm, das sich auch auf den Schnellbahnbau auswirkte.

Bild: Die Zeichnung aus den 1970er Jahren zeigt die Trassenplanung im Ostabschnitt der geplanten U4 vom Hauptbahnhof über Borgweg durch den Stadtpark bis zur U-Sengelmannstraße. © HOCHBAHN

3. Bauabschnitt

1975-1991

Baulich ist die City Nord 1975 halb fertig gestellt. 20.000 Menschen arbeiten in der Bürostadt. Zeit für Bilanzierungen. Kritiker sprechen von einer „Betonstadt“, vom „Misserfolg“ und werten die City Nord als „steril“ und „tot“ ab. Andere verteidigen das Modell und sehen durch die Konzentration der Bürobauten, die im Einklang mit dem Wunsch der Unternehmen entstanden waren, die technischen Errungenschaften wie Fernkälte und Fernwärme. Dennoch, der Bauwillen ist gebremst. Tchibo und IBM zählen noch zu den frühen Unternehmen, die im Norden Ende der siebziger Jahre in ihre Neubauten einziehen. Als letztes Gebäude entsteht das Hewlett Packard Haus im Jahr 1991.

Bild: Luftaufnahme mit Sicht auf den Norden der City Nord um 1980. © Tchibo

City Nord Park

1977

Bereits in die erste Planung zur Bürostadt im Jahr 1959 ist die Grundstruktur des City Nord Parks aufgenommen. Er wird wesentlicher Bestandsteil des „D 100“. Es war die Idee des Architekten Hans Dieter Luckhardt, das Grün des Stadtparks bis in die Bürostadt hinein zu verlängern. 1964 wird ein landschaftsarchitektonischer Wettbewerb ausgeschrieben, aus dem Günther Schulze als Sieger hervorgeht. Sein Freiraumplan aus dem Jahr 1967 sieht Wasserbecken vor, die jedoch aus Kostengründen nicht realisiert werden. 1975 präsentiert er die endgültige Grünplanung: blockartige Plantanengruppen, -reihen und –alleen im Kontext mit einer streng geometrischen Wegführung, die im Kontrast zu den mit homogenen Mulden und Hügeln gestalteten Rasenflächen stehen. Ruhezonen mit Bänken, Rosenbeeten und Abgrenzungen in Sichtbeton bilden erholungswerte Aufenthaltsflächen des Parks. Die Parkanlage wird 1977 fertiggestellt. Die öffentliche Grünfläche umfasst 100.000 qm.

Bild: Der City Nord Park Ende der 1970er Jahre. © Hamburgisches Architekturarchiv

Erstes Bauvorhaben ohne Architektenwettbewerb

1984

Auf einem der letzten in der City Nord noch verfügbaren Grundstücke nehmen die Beteiligten Abstand von den Richtlinien für die Bebauung der Bürostadt. Nixdorf sieht für sein neues Verwaltungsgebäude ein selbst entwickeltes Bürokonzept vor, das weltweit seit den siebziger Jahren bei allen Bauten der Paderborner Computerfirma angewendet wird. Es entsteht der immer gleiche Typ Haus mit dem gleichen Bürokonzept und einem hohen Wiedererkennungswert. Die Stadt willigt ein, auf den vorgeschriebenen Architektenwettbewerb zu verzichten. Auch ist Nixdorf das erste Unternehmen im Norden der City Nord, das den Eingangsbereich auf Straßenebene legt und nicht auf die erhobene Fußgängerebene. Sein Bauvorhaben gibt den Anstoß, die erhobene Ebene im Norden aufzugeben und teilweise zurückzubauen. Heinz Nixdorf stirbt 1986 und erlebt die Fertigstellung des Hauses nicht mehr. Heute existiert die Firma Nixdorf nicht mehr. Das Haus gehört mittlerweile dem Unternehmen Polaris Immobilienmanagement GmbH, einer Tochter der maxingvest GmbH & Co. KGaA.

Bild: Das ehemalige Nixdorf-Gebäude. © Sylvia Soggia

B-Plan „Winterhude 7“

1987

Schon Ende der siebziger Jahre kämpfen Unternehmen in der City Nord erneut mit dem Problem der räumlichen Enge. Die im „D 100“ festgelegte Geschossflächenzahl von 1,5 erweist sich als zu niedrig. Um neue Entwicklungschancen für die City Nord sicherzustellen, leitet der Hamburger Senat am 10. März 1981 das neue Bebauungsplanverfahren „Winterhude 7“ ein. Nach viel politischem Hin und Her wird der „Winterhude 7“ am 22. Mai 1986 zum Gesetz erklärt.

Bild: Ausschnitt aus dem B-Plan „Winterhude 7“. © Bezirksamt Hamburg-Nord

Schwierige Zeiten

Die späten 1980er Jahre

Die Energiekrisen 1973, 1974 und 1979 führen dazu, dass die Wirtschaft stagniert und die Arbeitslosenzahl steigt. Vor allem Ölkonzerne wie Esso, BP und die Deutsche Texaco (heute DEA) bauen ihre Mitarbeiterzahlen ab. Zudem ersetzt der Einzug der elektronischen Datenverarbeitung viele Routinearbeiten und damit etliche Arbeitsplätze. Ende der achtziger Jahre werden in der City Nord 295 Unternehmen mit rund 20.000 Mitarbeitern gezählt – 10.000 weniger als noch zehn Jahre zuvor.

Bild: Blick auf die östliche City Nord um 1980. © Hamburgisches Architekturarchiv

Der Ruf ist ruiniert

Die 1990er Jahre

Die Öffnung der Grenze im Jahr 1989 befreit Deutschland aus der Wirtschaftskrise und sorgt für die Wiederbelebung des Büromarktes. Die Stadt Hamburg strebt danach, neue Industrie- und Wirtschaftsunternehmen anzuziehen und entwickelt ein neues Baugebiet – die City Süd. Im Glanz dieses neuen Büroquartiers scheint der Ruf der City Nord nahezu ruiniert. Medien spiegeln ein immer gleiches Meinungsbild wider: Die Bürostadt im Norden sei trist und leblos. Großräume der sechziger und siebziger Jahre werden negativ bewertet, die Architektur gilt als nicht mehr zeitgemäß, die Haustechnik als veraltet.

Bild: Großraum in der ehemaligen Haus der Landesversicherungsanstalt (LVA). © GIG City Nord GmbH

Neugestaltung der City Nord?

1999

Das schlechte Image veranlasst Architekturstudierende der Fachhochschule Hamburg (heute Hochschule für Angewandte Wissenschaften) die Erneuerung der City Nord zu prüfen. Pläne entstehen, die auf eine Durchmischung des Quartiers mit neuen Wohnungen zielen. Ihr Appell zeigt Wirkung. Im Februar 1999 ersucht die Bürgerschaft den Senat, für die City Nord neue Perspektiven zu erarbeiten. Das Leitbild einer vom Wohnumfeld funktionsgetrennten Bürostadt wird offiziell in Frage gestellt.

Bild: Ehemalige LVA (vorn) und Ursprungsbau der Nova Versicherungen (heute Signal Iduna). © Archiv GIG City Nord GmbH

Bestandsanalyse des Senats

2000

Entgegen aller Kritik bescheinigt die Bestandsanalyse, die der Senat im August 2000 vorlegt, der City Nord „gute Marktchancen“ und „Entwicklungsperspektiven“. Demnach ist die Bürostadt durch die Nähe zum Flughafen, zur Innenstadt und zum Stadtpark nach wie vor ein beliebter Standort. Eine mögliche Bebauung der öffentlichen Grünflächen schließt der Senat aus. „Ein Großteil des Grüns hätte aufgegeben werden müssen, um überhaupt einen gewissen Grad an einer Nutzungsmischung zu erreichen“, heißt es in der Senatserklärung. Damit wäre ein „konstituierendes städtebauliches Qualitätselement“ der City Nord verloren gegangen.

Bild: Eine mögliche Bebauung des City Nord Parks schließt der Senat aus. © Sylvia Soggia

Leerstand

Um 2000

Für negative Schlagzeilen sorgt die Verlagerung einiger Hauptverwaltungen in andere Stadtteile oder Städte. So verlässt Shell die City Nord zur Jahrtausendwende 1999/2000, BP und Telekom ziehen 2001 weg, die Landesversicherungsanstalt (LVA) und IBM 2002. Doch Flächen werden neu vermietet bzw. neu bebaut. Und entgegen aller schlechten Prognosen und Darstellungen bewegt sich die Leerstandsquote zu dieser Zeit im Mittel des Hamburger Immobilienmarkts.

Bild: Im Jahr 2001 verlässt BP seine Zentrale. Für dieses Haus findet sich keine neue Nutzung. © Sylvia Soggia

Sanierungsbedarf

Die 2000er Jahre

Die meisten Häuser in der City Nord sind um die 30 Jahre alt. Der Anschein, während dieser ganzen Zeit hätte sich in der City Nord nichts getan, trügt. Viele Gebäude, darunter DEA, EDEKA und Vattenfall, wurden im Verlauf der Jahre kontinuierlich den neuen technischen Anforderungen angepasst. Weithin unbemerkt blieb, dass Tchibo seine Hauptzentrale von 1996 bis 1998 kernsanierte und um zwei Etagen erhöhte. PricewaterhouseCoopers (PwC) nahm einen ebenso umfangreichen Um- und Neubau zur gleichen Zeit vor. Mit dem „Silberling“ war Mitte der neunziger Jahre ein Neubau in der westlichen City Nord entstanden. Nichtsdestotrotz: Die Unternehmen sehen vielerorts die Notwendigkeit tief greifender baulicher Veränderungen. Anfang der Jahrtausendwende äußern sie gegenüber dem Senat „eine große Beteiligungsbereitschaft für einen langjährigen Transformationsprozess“.

Bild: Die westliche City Nord. Links das ehemalige PwC-Haus und rechts der „Silberling“. © Sylvia Soggia

Gründung der GIG

2000

Im Jahr 1999 finden sich Vertreter einiger Unternehmen in einer Arbeitsgemeinschaft zusammen und gründen ein Jahr später die „Grundeigentümer-Interessengemeinschaft City Nord GmbH“. Ihr Anliegen: Die City Nord als entwicklungsstarken und zukunftsträchtigen Immobilienstandort stärken und die Bedingungen für die Menschen vor Ort verbessern. Seit dem 16. Oktober 2015 firmiert die Gesellschaft unter dem Namen „GIG City Nord GmbH“. Die GIG versteht sich als Interessenvertretung aller in der City Nord ansässigen Unternehmen – Eigentümer wie Mieter, die die Arbeit der Gesellschaft unterstützen. GIG beinhaltet nicht mehr die Bezeichnung Grundeigentümer, sondern darf als Wortspiel mit dem englischen Wort gig (Deutsch: Auftritt) verstanden werden. Bis heute ist die GIG mit großem Engagement für die Weiterentwicklung der City Nord aktiv.

Montage: Das GIG-Logo in den Jahren 2000-2011, 2009 (50 Jahre City Nord) und 2011-2018 (von oben nach unten). 

Die Wende kommt schleichend

2001

Der Neubau der Signal Iduna, der 2001 am Kapstadtring 8 fertig gestellt wird, ist der Beginn einer großen Sanierungs- und Modernisierungswelle in der City Nord. 2003 folgen die Kernsanierung und Aufstockung des Gebäudes „Haus der Wirtschaft“ sowie der Neubau für die damalige HanseNet. 2004 entsteht das neue „Oval Office“ anstelle der Landesversicherungsanstalt (LVA) im Osten der City Nord. Zur gleichen Zeit werden umfangreiche Sanierungsarbeiten unter anderem in den Häusern EDEKA, ERGO, Tchibo, Vattenfall, LOTTO Hamburg sowie im damaligen Queens Hotel (heute Leonardo) vorgenommen. Das Haus DEA ist seit 2007 Träger des Energiepasses.

Bild: Signal Iduna realisiert den ersten Neubau im Osten der City Nord. © SIGNAL IDUNA

Das Denkmalschutzamt wird erstmals aktiv

2001

Die verschiedenen Initiativen, die City Nord grundlegend zu verändern, aktivieren bereits 2001 das Denkmalschutzamt. Der Bürostandort als Gesamtanlage sowie acht einzelne Bauten von besonderem Rang sollen unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Grundeigentümer zeigen sich mit diesem Vorhaben nicht einverstanden. Sie fürchten, die Unterschutzstellung erschwere die erforderliche Modernisierung der Gebäude. Der Konflikt wird im Juli 2003 beigelegt. In einem Schreiben äußert sich der damalige Bürgermeister Ole von Beust, die City Nord werde „vorerst“ nicht unter Denkmalschutz gestellt. Im Gegenzug verpflichten sich die Eigentümer, den Charakter der City Nord zu bewahren und die Bebauung nicht zu verdichten.

Bild: Bereits Ende der 1970er Jahre zog die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft aus ihrem Gebäude aus. Das Denkmalschutzamt möchte es 2001 unter Schutz stellen. 2004 folgt der Abriss. © GIG City Nord GmbH

Abriss und Neubau

2004

Der Abriss der Landesversicherungsanstalt (LVA) am Überseering 10 und der Neubau des „Oval Office“ an gleicher Stelle beschreibt den sukzessiven Abschied veralteter Großraumstrukturen, die vor allem in der östlichen City Nord in den folgenden Jahren den neuen Arbeitswelten in Form von sogenannten „Open Space“ oder „New Working Places“ weichen. Das Oval Office statuiert das erste Exempel, sich nicht mehr an die ursprünglichen Baulinien halten zu müssen, die einst die ersten Bauwerke in der City Nord vorgaben. Und noch etwas verändert sich: 2003 wurde schon das Haus am Überseering 33a als Mietobjekt für die HanseNet gebaut. Das „Oval Office“ ist nun das zweite Bürohaus in der City Nord, das als reines Vermietungsobjekt und nicht für den Eigenbedarf gebaut wird. Die Aspekta Versicherung, die 2004 das „Oval Office“ bezieht, ist nicht Eigentümern des Gebäudes, so wie es bis dato noch fast ausnahmslos die übrige Solitärgemeinschaft in der City Nord vorsieht.

Bild: Das „Oval Office“ ersetzt das ehemalige Gebäude der LVA. © Sylvia Soggia

Erster ausgegliederter Bebauungsplan

2006

Im Jahr 2006 wird der Bebauungsplan „Winterhude 39“ öffentlich diskutiert. Er gliedert das Grundstück Überseering 2, auf dem sich die Zentrale der BP befindet, aus dem B-Plan „Winterhude 7“ aus, um hier eine neue und dichtere Nutzung zu ermöglichen. Zu dem Zeitpunkt steht das BP-Haus bereits leer, die Abrissgenehmigung liegt vor. Es soll jedoch noch acht Jahre dauern, bis das Vorhaben in die Tat umgesetzt wird.

Bild: Auszug aus dem B-Plan „Winterhude 39“, © Bezirksamt Hamburg-Nord

Die erste Kita

2006

Mit der „Kita City Nord“ initiiert die GIG die erste Betriebskindertagesstätte in der City Nord. Sie ist ein in Hamburg erstmaliges Gemeinschaftsprojekt von Unternehmen, einem Kita-Träger und der Stadt Hamburg. Sieben Unternehmen in der City Nord übernehmen den größten Teil der Kita-Baukosten. Die Stadt Hamburg verpachtet das 3.300 Quadratmeter große Gelände am Überseering/Manilaweg an die Elbkinder – Vereinigung Hamburger Kitas gGmbH, die damalige Bauherrin und bis heute auch Betreiberin der Kita. Im Sinne der Entstehungsgeschichte der City Nord wird ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Im Dezember 2006 eröffnet der damalige Hamburger Bürgermeister Ole von Beust die neue Einrichtung, die für die Betreuung von 60 Kindern ausgelegt ist. Nur drei Jahre später wird die Kita um 40 weitere Betreuungsplätze erweitert.

Bild: Kita City Nord. © Sylvia Soggia

Bezirk beruft Arbeitsgruppe

2007

Das Bezirksamt Hamburg-Nord ruft eine Arbeitsgruppe ins Leben, um auf Bezirksebene gemeinsam mit Politikern und Vertretern der Unternehmen und der GIG die Situation in der City Nord zu untersuchen und ihre zukünftige Entwicklung zu erörtern. Folgende Leitziele wurden erarbeitet: 1) Sicherung des Leitbilds „Bürostadt im Grünen“. 2) Sicherung der Parkanlage in ihrer originären Gestaltungsqualität. 3) Öffnung des Planungsrechts zur Sicherung der Nachnutzung von Bürobauten. 4)Verträgliche Nutzungsergänzung sowie strukturelle Nachverdichtung mit ergänzenden Nutzungen. 5) Stärkung der „Mitte“ (Zentrale Zone). 6) Stärkere Vernetzung der City Nord mit ihrem Umfeld. 2008 gibt der Bezirk Hamburg-Nord die Erarbeitung eines Masterplanes City Nord in Auftrag.

Bild: Abschlussbericht der Arbeitsgemeinschaft, © Bezirksamt Hamburg-Nord

Hamburg begräbt Planungen für Stadtbahn

2011

Nachdem vor 27 Jahren in Hamburg die Pläne für die damals neue U-Bahnlinie 4 begraben wurden, sagt der Hamburger Senat nun auch das Projekt Hamburger Stadtbahn ab. Die Stadtbahn sollte das bestehende S- und U-Bahnnetz ergänzen und befindet sich bereits in der Planfeststellung, als der neue Erste Bürgermeister Olaf Scholz nach der gewonnenen Bürgerschaftswahl am 5. April 2011 den weiteren Verlauf der Planungen einstellt. Stattdessen soll der Busverkehr ausgebaut werden. Vorangegangen ist ein langjähriges politisches Hin und Her rund um die Planung einer Stadtbahn, wo einmal die CDU die Ziele des rot-grünen Senats nach dem Regierungswechsel ausbremst (2001) und schließlich die SPD das Vorhaben, das diesmal die GAL in ihrem Koalitionsvertrag mit der CDU vorangetrieben hatte, vollends stoppt (2011). Das Netz, das eine Gesamtlänge von 50 Kilometern vorsieht, hätte auch die östliche und südliche City Nord erschlossen.

Bild: Visualisierung der Stadtbahn am Überseering-Ost. © HOCHBAHN

Masterplan City Nord

2011

Der Masterplan City Nord zeigt konkrete Ideen zur Weiterentwicklung der Bürostadt auf. Insbesondere setzt er sich mit der Entwicklung der „Mitte“ (Zentrale Zone) auseinander, ein Areal, dass sich in seiner baulichen Struktur von der übrigen Solitärarchitektur in der City Nord stark unterscheidet. Seiner eigentlichen Funktion als Nahversorgungszentrum konnte die Mitte zu keiner Zeit wirklich entsprechen. Daher zielt der Masterplan auf die Stärkung der Mitte und beschreibt drei Varianten von der schrittweisen Veränderung bis hin zur kompletten Neubebauung. Darüber hinaus zeigt der Masterplan in Bereichen im Norden sowie Osten der City Nord Möglichkeiten für eine Neu- bzw. auch Wohnbebauung auf. In anderen Bereichen, insbesondere im Westen der City Nord, sollen dagegen die großstrukturierte Bürofunktion gesichert werden. Auftragnehmer für die Erarbeitung des Masterplanes ist das Stadtplanungsbüro ELBBERG Stadt – Planung – Gestaltung.

Bild: Der Masterplan City Nord. © Bezirksamt Hamburg-Nord

Spitzenplatz mit geringster Leerstandsquote

2012

Seit Jahren leidet die City Nord unter dem schlechten Ruf, in der Bürostadt würden viele Flächen leer stehen. Die Zahlen sagen etwas anderes. Seit 2003 überschreitet die City Nord nicht mehr die 10-Prozent-Hürde. Im Jahr 2011 stehen in der City Nord nur noch 1,5 Prozent der Büroflächen frei. Im Jahr 2012 liegt die Leerstandquote sogar bei nur einem Prozent. Seither verzeichnet die City Nord zu keinem Zeitpunkt mehr einen Leerstand von über fünf Prozent, liegt damit weit unter dem Hamburger Durchschnitt und nimmt seither kontinuierlich einen Spitzenplatz im Hamburger Immobilienspiegel ein.

Bild: Statistik Leerstand in der City Nord. Quelle: Grossmann & Berger, GIG City Nord GmbH

City Nord wird Denkmal

2013

Seit dem 5. April 2013 ist es amtlich – mit Inkrafttreten des neuen Denkmalschutzgesetzes nach dem „Ipsa-Lege“-Prinzip („normative Unterschutzstellung“: ein Objekt kann automatisch, ohne fachliches Verfahren, zu einem Denkmal erklärt werden) ist die City Nord ein Denkmal. Als konstituierende Bestandteile gelten folgende Gebäude: Allianz-Haus (ehemals ESSO), Arne-Jacobsen-Haus, EDEKA Zentrale, Haus der Wirtschaft, my4walls am Kapstadtring 1 (ehemals Claudius Peters AG), Tchibo mit dem ehemaligen IBM-Haus, ERGO mit dem ehemaligen Shell-Haus. Darüber hinaus sind die Straßen, die Fußgängerbrücken und der City Nord Park unter Schutz gestellt. Insgesamt besteht für die City Nord Ensemble-Schutz.

Bild: Auch die Fußgängerbrücken stehen unter Denkmalschutz. © Sylvia Soggia

Auszeichnung für Vattenfall-Haus

2013

Das damalige HEW-Haus wurde zu einer Zeit errichtet, in der die Technisierung von Gebäuden im Vordergrund stand und der Energieverbrauch keine große Rolle spielte. Vor diesem Hintergrund ist es nicht selbstverständlich, dass ein vollklimatisiertes Verwaltungsgebäude aus den sechziger Jahren heute als Vorzeigeobjekt für eine nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung gilt. Mit „Platin“ erhält Vattenfall am 11. Dezember 2013 die höchste Auszeichnung, die einem Gebäude in der LEED Systemvariante „LEED for Existing Buildings – Operation and Maintenance“ (übersetzt: LEED für Bestandsgebäude – Bewirtschaftung und Nachhaltigkeit“) verliehen werden kann. Das Haus ist das erste in Hamburg und erst das vierte bundesweit, das diese Zertifizierung erhält. Das Bewertungsverfahren erfasst alle Aspekte des Gebäudebetriebes.

Bild: Das Vattenfall-Haus wird mit LEED Platinum ausgezeichnet. © GIG City Nord GmbH

Ein Hotel wird gebaut

2014

Der Bebauungsplan „Winterhude 39“, der das Grundstück Überseering 2, auf dem sich ehemals die Zentrale der BP befand, aus dem B-Plan „Winterhude 7“ ausgliedert, ermöglicht eine neue und dichtere Nutzung auf diesem Areal. 2014 beginnt der Abriss der BP-Zentrale. Eine Planung, die Grundzüge des im Jahr 2013 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes zu erhalten, wird nicht verwirklicht. Das Grundstück wird geteilt und beherbergt die neue Verwaltung der Deutschen Telekom am Überseering 2 (Eröffnung 2016) und das neue 4-Sterne-Hotel Holiday Inn am Kapstadtring 2a (Eröffnung 2017).

Bild: Das Holiday Inn (links) und die Zentrale der Deutschen Telekom (rechts). © Sylvia Soggia

Die erste neue Wohnbebauung

2016

Erstmals wird in der City Nord auf einem Areal der Solitärarchitektur Wohnbebauung ermöglicht. Das ehemalige Gebäude der Oberpostdirektion, allgemein auch als „Postpyramide“ oder „Affenfelsen“ bekannt, stand bereits seit 2006 zum Großteil leer. Der Sanierungsstau war groß, eine Neuvermietung wurde trotz vielfältiger Bemühungen seitens der Eigentümer und Makler nicht realisiert. Auch für dieses Areal wird ein neuer Bebauungsplan erarbeitet. Der „Winterhude 71“, der das Grundstück am Überseering 30 aus dem B-Plan „Winterhude 7“ ausgliedert, wird im Januar 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt. 2017 beginnt der Abriss der „Postpyramide“. In den folgenden Jahren entstehen auf dem Areal Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 48.000 qm und rund 18.000 qm Gewerbeflächen. Das Erscheinungsbild insgesamt entspricht dem Solitärcharakter der City Nord.

Bild: Visualisierung der Wohnbebauung am Überseering 30. © KBNK Architekten / Bloom Images

Bau der U5

2022

Versprochen war die Anbindung der City Nord an die Schiene auch im südwestlichen Bereich bereits in den 1970er Jahren. Nun realisiert die Stadt Hamburg den Bau einer neuen U-Bahnlinie, die U5. Die Trasse der U5 verläuft teilweise entsprechend der alten Planungen zur U4 aus den siebziger Jahren. Die Linie U4 selbst wurde mittlerweile an anderer Stelle realisiert; sie erschließt die Hafen City. Im ersten Bauabschnitt misst die Strecke der neuen U5 über sieben Kilometer. Sie wird die Stadtteile Bramfeld, Steilshoop und Barmbek-Nord an das Schnellbahnnetz anschließen, im weiteren Verlauf über Umsteigemöglichkeiten an den Haltestellen Rübenkamp und Sengelmannstraße verfügen und schließlich die westliche City Nord erreichen. Sechs Haltestellen sind geplant: Bramfeld, Steilshoop, Barmbek-Nord, Sengelmannstraße und City Nord (Stadtpark). Mit einem feierlichen Spatenstich starteten am 30.9.2022 die Bauarbeiten. 

Bild: Der Linienverlauf der U5 im ersten Bauabschnitt. © HOCHBAHN