Neues aus der City Nord

Grundstein vor 50 Jahren gelegt

Das ERGO-Haus - ein Beispiel herausragender Nachkriegsarchitektur

Vor 50 Jahren sah die City Nord die größte Baugrube ihrer Geschichte. Sie war an ihrer tiefsten Stelle 14 Meter tief und nahm fast die ganze Grundstücksfläche von rund 26.000 Quadratmetern ein. Hier wurde am 16. Juni 1972 der Grundstein für eines zu der Zeit größten Bürohäuser Europas gelegt, für das neue Verwaltungsgebäude der damaligen Hamburg-Mannheimer Versicherung.

© Archiv ERGO

„Man kennt uns“ – die sympathische Werbeikone Herr Kaiser wurde im gleichen Jahr der Grundsteinlegung etabliert, den Aktenkoffer stets in der linken Hand, die rechte zum Gruß gereicht. Die Hamburg-Mannheimer zählte zu den drei größten deutschen Lebensversicherern.

In dem neuen Gebäude sollten 2.500 Mitarbeiter unterkommen, nach reichlich Vorplanungen am liebsten in Großraumbüros. Der Architekt Friedrich Spengelin wagte das Experiment, Großräume von bis dahin nicht vorstellbaren Ausmaßen zu schaffen. So umfasst der größte Großraum eine Fläche von 6.054 Quadratmetern und nimmt fast ein gesamtes Geschoss ein.

Insgesamt sieht man dem Gebäude sein enormes Volumen jedoch nicht an. Kaschiert wird es durch die flachen Sechseckstrukturen, die um drei rote Türme herum angeordnet sind. Seinen individuellen Charakter erhält das Gebäude durch die unterschiedlichen Materialien und Strukturen, die die Fassade in einzelne Abschnitte gliedern und die Funktionen der dahinter liegenden Räume widerspiegeln.

Viel hat sich in den Jahren verändert: das Versicherungswesen im Allgemeinen und die Arbeitsweisen im Versicherungswesen im Besonderen. Die Marke Hamburg Mannheimer verschwand und mir ihr auch Herr Kaiser. Stattdessen wurde die Dachorganisation sichtbar, die ERGO Versicherungsgruppe.

Die Hamburg-Mannheimer 1975. © Archiv ERGO
Das ERGO-Haus im Winter 2022
Der neu gestaltete Eingangsbereich
Ruhebereich

Veränderungen, die das große Gebäude, das wie eh als markante Charakteristik in der südlichen City Nord erscheint, nach außen kaum sichtbar macht, im Inneren jedoch ständig durchläuft. Längst sind Schreibmaschinen, Stempel und Rohrpost durch modernste Bürotechnik, das Senfgelb durch ein zeitgemäßes Hellgrau ersetzt. Moderne Sitzungsräume ersetzen einen ehemaligen Vorstandsbereich, und die neue Haustechnik hilft, etwa 70 Prozent des ursprünglichen Energieverbrauchs einzusparen. Das grundsanierte Betriebsrestaurant erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit wie auch der nahezu ursprünglich erhaltene Gesundheitsbereich mit Sporthalle, Kegelbahn, Schwimmhalle und Sauna. Der neu gestaltete Eingangsbereich wirkt hell und einladend.

Heute ist das Gebäude ein herausragendes Beispiel für Verwaltungsbauten der Nachkriegszeit. Es dokumentiert den Trend zu immer größeren Großraumstrukturen und ausgefallenen Gebäudeumrissen zu Beginn der siebziger Jahre. 1976 verlieh die Hamburger Baubehörde dem Gebäude die „Auszeichnung vorbildlicher Bauten“, ein Preis, der nur alle drei Jahre vergeben wurde. Im Jahr 2019 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt.

Einen Einblick in das Gebäude bietet unser Film

Kegelbahn heute wie damals, ebenso wie das...
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