Fernkältewerk
Mit dem Fernkältewerk der BGB-Gesellschaft „Fernkälte Geschäftsstadt Nord“ entstand in der City Nord die erste öffentliche zentrale Fernkälteanlage der Bundesrepublik.
Bauherr und Eigentümer Fernkälte Geschäftsstadt Nord GbR
Betriebsführung Vattenfall Wärme Hamburg GmbH
Architekten Prof. Friedrich und Ingeborg Spengelin
Baujahr 1968
Halbwerk 1
4 Kältemaschinen, insgesamt 16.600 kW, Baujahre 1997-2014
Halbwerk 2
4 Kältemaschinen, insgesamt 21.900 kW, Baujahre 1980-2022
Leistung insgesamt
38.500 kW = vergleichbar mit der Leistung von 400.000 Kühlschränken
Transportierte Wassermenge zu Spitzenlast-Zeiten 3.500.000 Liter Wasser
Die Anlage wurde 1968 in Betrieb genommen. Sie versorgt bis heute nahezu alle klimatisierten Gebäude in der City Nord.
Fernkälte funktioniert ähnlich wie Fernwärme. Mit Hilfe von Pumpen wird Wasser durch ein isoliertes Rohrleitungsnetz transportiert. Das Wasser ist jedoch nicht heiß, sondern kalt. In der warmen Jahreszeit läuft die Anlage auf Hochtouren, denn dann wird in den Gebäuden Kälte benötigt, um Büros, sensible Rechenzentren und Serverräume zu klimatisieren.
Das Leitungsnetz in der City Nord hat eine Länge von zwölf Kilometern. Auf dem Weg zu den Gebäuden hat das Wasser eine Temperatur von 6 bis 8 Grad, im Rücklauf etwa 12 bis 15 Grad. Im Werk wird dem Wasser die überschüssige Wärme mit Hilfe von Kältemaschinen entzogen. Die Kältemaschinen werden ihrerseits durch Verdunstungskühler oder Trockenkühler rückgekühlt. Ventilatoren saugen Luft an, die die Wärme aus dem Kühlwasserkreislauf aufnimmt und an die Umgebungsluft abgibt. Das Kühlwasser wird stufenweise abgeführt, in der Kühlturmtasse gesammelt und dem Kühlwasserkreislauf wieder zugeführt.
Im Laufe der Jahre wurde die Technik immer wieder modernisiert und die Anlage erweitert. Die jüngsten Anschaffungen - vier neue Kältemaschinen - rüsten das Werk für die Zukunft. Die Maschinen arbeiten wesentlich energieeffizienter. Das spart im Werk selbst Energie und reduziert den CO2-Ausstoß um 900 Tonnen pro Jahr. Gleichzeitig können sie flexibel auf das schwankende Stromangebot aus erneuerbaren Energien reagieren. Das 12 Kilometer lange Kältenetz dient dabei als Speicher. Das Projekt „Power-to-Cold“ (Kälte aus Windstrom) wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
Die Fernkälte Geschäftsstadt Nord GbR besteht aus 15 Gesellschaftern als Eigentümer der Fernkälteanlage und des Leitungsnetzes. Im Auftrag der GbR sind seit 1968 zunächst die HEW (Hamburgische Elektricitäts-Werke) und heute die Hamburger Energiewerke für die Betriebsführung verantwortlich.
Zeittafel
21.4.1966 Gründung der BGB-Gesellschaft „Fernkälte Geschäftsstadt Nord“
1968 Inbetriebnahme des Halbwerks 1: 4 Kältemaschinen, insgesamt 29,35 Megawatt
1974-1982 Bau des Halbwerks 2: 3 Kältemaschinen, insgesamt 21,9 Megawatt
1997-2017 Technische Erneuerung des Halbwerks 1: 4 neue Kältemaschinen, insgesamt 16,6 Megawatt
Juni 2019 Beginn umfangreicher Sanierungsmaßen, Erneuerung der Technik, Baubeginn der Erweiterung
24.10.2019 Richtfest für Erweiterungsbau
2021 Abschluss aller Modernisierungsarbeiten